Verdauungsbeschwerden
in Form von Bauchschmerzen, Blähungen und Druchfall können vielfältige Ursachen haben. Oft liegen ein Reizdarmsyndrom oder eine funktionelle Dyspepsie zugrunde, Erkrankungen, bei denen nach heutigen Routineuntersuchungen nichts organisch krank ist, mithin auch keine Gefahr droht.
Manchmal ist die Ursache auch in einer Störung der Dünndarmfunktion zu suchen, die vielleicht mit diätetischen Maßnahmen gebessert werden kann. Wasserstoff- (H2)- Atemtests sind eine Möglichkeit, die Dünndarmfunktion zu testen.
Das Testprinzip der H2-Atemtests
Kohlenhydrate werden gespalten und im Dünndarm in Form von Einfachzuckern aufgenommen.
Falls letzteres nicht gut funktioniert, können die Zuckerstoffe in den Dickdarm geraten und von den dort massenhaft vorhandenen Bakterien aufgenommen werden. In deren Stoffwechsel entsteht dann Gas (zumeist Wasserstoff, H2), wodurch es zu Blähungen, Bauchschmerz und Durchfall kommt.
Der Ablauf der H2-Atemtests
Bei einem H2-Atemtest trinkt der Patient eine Zuckerlösung, z. B. Laktose (Milchzucker) und bläst in regelmäßigen Abständen in ein Messgerät ähnlich dem Alkoholtester der Polizei, nur dass hier Wasserstoff gemessen wird.
Kommt es aufgrund einer Aufnahmestörung für den getrunkenen Zucker zur Bildung von Wasserstoff durch die Tätigkeit der Darmbakterien, so wird dieser Wasserstoff über die Lunge des Patienten abgeatmet.
Die Werte werden protokolliert, ebenso wie damit verbundene Beschwerden des Patienten. Sie erlauben insgesamt einen Rückschluss darüber, ob für die betreffende Zuckersubstanz eine Aufnahmestörung oder Aufnahmeschwäche besteht.
Viele Menschen verlieren im Laufe ihres Lebens die Fähigkeit Milchzucker, Laktose, im Dünndarm aufzunehmen. Folge sind Beschwerden wie Durchfall, Bauchschmerzen oder Blähungen.
Ausweg ist entwerder eine laktosearme Diät oder die Zufuhr des fehlenden Enzyms Laktase mit der Nahrung. Laktase ist in Spendern ähnlich Süßstoffspendern erhältlich und kann somit einfach der Nahrung zugesetzt werden.
Die Aufnahmekapazität unseres Dünndarms für Fruchtzucker, Fruktose, ist in unterschiedlichem Ausmaß begrenzt und zudem abhängig von weiteren Faktoren wie dem Vorhandensein von Traubenzucker, Sorbit und Wasser.
Wie schon unsere Großmütter wussten, Kirschen (viel Sorbit und Fuchtzucker, wenig Glukose) in Wasser verträgt man nicht gut. Gezuckert mit Haushaltszucker und mit Sahne kann dies schon anders aussehen!
Ob eine über das übliche Maß hinausgehende Aufnahmeschwäche für Fruktose vorliegt, kann ein H2-Atemtest mit Fruktose klären.
Wer Fruktose nicht gut verträgt, sollte auch Zuckeraustauschstoffe wie Sorbit oder Xylit (in zuckerfeien Kaugummis, Bonbons oder Säften) meiden.
Traubenzucker, Glukose, wird von jedem Menschen vollständig im Dünndarm aufgenommen und kann daher nicht bis in den Dickdarm geraten.
Der Dünndarm ist im Gegensatz zum Dickdarm, der ja Milliarden von Bakterien, unsere Darmflora, enthält, fast keimfrei.
Wenn aber der Dünndarm fehlbesiedelt ist von Bakterien, z. B. nach bestimmeten Operationen, dann kann der Genuß von Glukose dazu führen, dass diese Bakterien Wasserstoffgas bilden, was man messen kann.
In einem kleinen Prozentsatz von Patienten bilden die Darmbakterien keinen Wasserstoff, sondern andere Gase, so dass das Problem mit der Wasserstoffmessung nicht zu erfassen ist ("non fermenter").
Wenn also ein H2-Atemtest z. B. mit Laktose keinen Wasserstoffanstieg zeigt, die Beschwerden aber dafür sprechen, dass doch eine Intoleranz besteht, dann benötigt man einen Test, der anzeigt, ob die Darmflora des betreffenden Patienten überhaupt geeignet für das Testverfahren ist.
Dies erreicht man mit einer Zuckerart, die in keinem Fall im Dünndarm aufgenommen wird, in jedem Fall also im Dickdarm ankommt. Laktulose, vielen bekannt als Medikament Bifiteral zur Stuhlregulierung.
Wer nach Aufnahme diese Zuckers immer noch keinen Anstieg von Wasserstoff in seiner Ausatemluft hat, dessen Darmflora bildet einfach keinen Wasserstoff, und H2-Atemtests sind dann nur eingeschränkt zu beurteilen.
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